Boutique Fitness 3.0

In dieser Keynote von Marc Rohde, die er auf dem Expertenforum der Bodylife im September 2019 präsentiert, steht die aktuelle Entwicklung im Vordergrund. Wie haben es 270 Boutique Fitness Clubs geschafft alleine in London Fuss zu fassen? Wie und was machen die Branchenriesen und wie versuchen sie alleine 500 Millionen Euro Umsatz in Deutschland zu kompensieren? Gibt es Möglichkeiten die Fluktuation der Kunden zu verhindern? In dieser Keynote finden sie einen Weg, wie es die erfolgreichen Clubs machen. Aber ist es auch ihr Weg? Nach dieser Präsentation sehen sie klarer. Ahoi aus Hamburg

Das Thema Boutique Fitness ist nicht mehr wegzudenken. Seit Tag 1 dabei und mit einem eigenen Boutique Gym in Hamburg Altona vertreten, präsentiert Marc Rohde als Berater und Coach hier ein Bild von einer neuen Art Studio. Es wird klar, dass der Dornröschenschlaf der letzten Jahre so nicht mehr weiter geht. Gemütliche und akzeptierte Mittelmäßigkeit in der Ausbildung von charakterstarken Studios und Mitarbeitern wird den Gyms nun zum Verhängnis. Zumindest den großen Multisportanlagen, die versucht haben mit einer eher geringen Polarisierung an Mitglieder aller Alters- und lestungsstufen heranzukommen. Was sich ändern muss und wie man der Herr auf seinem Boot bleibt, wird hier gezeigt.

Bei Fragen und zum Aufbau eines Boutique Gyms melden sie sich gerne per Email bei uns. Wir freuen uns sehr auf kleine und große Projekte – ganz nach dem Boutique Grundgedanken – je spitzer und polarisierender, desto besser.

Secrets-behind-a-successful-Boutique-Fitness

Secrets-behind-a-successful-Boutique-Fitness

Die Wahrheit über Boutique Gyms ist leider nicht so einfach, wie im obigen Video beschrieben. „Tür auf, Geräte rein, familiäres Umfeld und gut ist“.

Natürlich haben BG´s die besagten Vorteile, wie im Video zu sehen. Allerdings bringen sie bei inkonsequenter Umsetzung auch eine Menge Nachteile mit sich.

Functional Training – Die eierlegende Wollmilchsau!?

Functional Training – Die eierlegende Wollmilchsau!?

Immer mehr Studiobetreiber setzen auf farbige Bänder, bunte Bälle, Sandsäcke und sonstige „Spielsachen“, die irgendwo auf der sogenannten Athletikfläche verteilt sind. Einige Sportler, meistens eher die erfahrenen unter den Mitgliedern, trauen sich an diese „bunte Versuchung“. Eher wenige sportaffine Damen versuchen sich ebenfalls an den doch teilweise sehr anspruchsvollen Übungen. Viele andere schauen eher skeptisch auf diesen Bereich oder werden von den Trainern mit den Worten empfangen: „Das ist funktionelles Training, das ist am Anfang noch nichts für dich.“ Wie Clubbetreiber Functional Training bestmöglich in ihren Club integrieren können, weiß body LIFE-Autor Marc Rohde.

Aber was ist funktionelles Training eigentlich? Wenn ich es in Kürze definieren sollte, was kaum möglich ist, würde ich sagen: „Beim funktionellen Training werden Muskelketten mit teilweise sehr komplexen Bewegungsabläufen trainiert, um diverse bedarfsorientierte Fähigkeiten zu erwerben. Es erfordert aufgrund sehr individueller Bedürfnisse der Teilnehmer eine präzise Trainingssteuerung.“ Die „alten Hasen“ der Szene, wie zum Beispiel Gray Cook, Mark Verstegen und Michael Boyle, definieren funktionelles Training ähnlich. Das in dem Zusammenhang sehr gern verwendete Wort „alltagsnah“ ersetze ich durch „bedarfsorientiert“. Man sollte genau hinschauen, was der Trainierende tatsächlich benötigt, um den aktuellen Status zu verbessern. Während ambitionierte Sportler ihre Athletik verbessern möchten, steht bei Senioren das Ziel im Vordergrund, ihre Mobilität und Selbstständigkeit zu erhalten. Genau diese unterschiedlichen Ziele müssen beim Aufbau der Kursstruktur beachtet werden.

Wäre dies ein Artikel, der die Trainingsarten und unterschiedlichen Methoden erläutern würde, müsste man noch deutlich tiefer in die Definition des funktionellen Trainings eintauchen. Hier geht es aber darum, zu erläutern, welche Faktoren den Aufbau einer funktionierenden Kursstruktur beeinflussen. Zu diesem Zweck kann man mit dieser Definition ausreichend arbeiten. Denn viele beschäftigen sich fälschlicherweise ausschließlich mit dem Wort „funktionell“ und vergessen dabei das Wort „Training“.

Training ist immer gezielt, geplant und systematisch. Schon allein diese Tatsache sorgt häufig für fragende Gesichter. Denn gerade beim Functional Training ist die Progression ein enorm wichtiger Faktor. Im Gegensatz zum klassischen isolierten Hypertrophietraining, in dem häufig „nur“ das Gewicht erhöht wird, können und müssen beim funktionellen Training alle Anforderungen gesteigert werden, um langfristig einen positiven Trainingseffekt zu haben. Es reicht also nicht, planlos die bunten Trainingsaccessoires auf der Trainingsfläche zu verteilen und die Kunden sich selbst zu überlassen. Wenn es das Ziel ist, langfristig Erfolg mit diesem Training zu haben, so sind ein Konzept und eine geplante Vorgehensweise unerlässlich.

Das sollten Studiobetreiber beachten

Durch meine Tätigkeit als Berater und Ausbilder stehe ich sehr häufig mit Clubbetreibern vor den neu eingerichteten Trainingsflächen. Die Begeisterung ist groß und der Aktionismus auch. Wenn es nun darum geht, den Functional-Training-Bereich zu eröffnen, tauchen regelmäßig folgende Fragen auf:

  • Welche Zielgruppen kann ich mit funktionellem Training erreichen?
  • Wie sollte die Kursstruktur aufgebaut sein und was gilt es dafür zu tun?
  • Wie und wo können die Trainer adäquat ausgebildet werden?

Diese Fragen müssen unbedingt im Vorfeld, also bevor die Functional-Training-Fläche eröffnet wird, beantwortet werden. Denn hinter einem gut geführten funktionellen Trainingsbereich steckt ein größerer Aufwand, als vielen Clubbetreibern bewusst ist.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht es am meisten Sinn, als Erstes eine Zielgruppendefinition vorzunehmen. Hierauf baut die gesamte weitere Vorgehensweise maßgeblich auf und entscheidet später auch über die Werbe- und Distributionskanäle (Aushänge im Studio, Flyer, persönliche Ansprache versus Facebook, Instagram und Apps). Folgende Fragen gilt es zu beantworten:

 

  • Wer sind meine Mitglieder (sortiert nach Altersgruppen, Sportarten, Zielen)?
  • Bietet mein Studio eher Kurse oder Flächentraining an?
  • In welchem Segment ist mein Studio positioniert und welche Möglichkeiten bieten die umliegenden Mitbewerber im Bereich des funktionellen Trainings?
  • Wie kann ein Mehrwert mit bestehenden Ressourcen geschaffen werden?
  • Welche neuen Zielgruppen können durch die Functional-Training-Fläche erreicht werden?
  • Wie kann durch das Angebot des funktionellen Trainings die eigene Marke gestärkt werden?

 

Das Angebot auf die Zielgruppe zuschneiden

Wie Sie sehen, müssen erst einmal eine Menge Fragen, die eigentlich zunächst nichts mit funktionellem Training zu tun haben, beantwortet werden. Nur so ist eine geplante und strukturierte Vorgehensweise möglich, um die Angebote sofort wirksam platzieren zu können. Um mit dem bereitgestellten Trainingsequipment Erfolg zu haben, müssen diverse Zielgruppen eines Studios angesprochen werden. Damit das gelingt, sind folgende To-dos notwendig:

  1. Charakterisierung Ihrer Hauptzielgruppen
  2. Erörterung von Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppen/Mitglieder
  3. Entwicklung zielgruppenrelevanter Kurse und Kursbezeichnungen

Neben diesen drei Punkten, die eine positive Betrachtung des Angebotes darstellen, sollten Clubbetreiber genauso viel über die Ängste der Zielgruppen wissen, um diese bei den Angeboten gar nicht erst zu schüren. Hierzu ein Beispiel: Die englische Sprache ist „cool“ und gerade durch den Sport schon sehr alltäglich geworden. Allerdings stellt sich die Frage, ob man mit Angeboten, die nicht verstanden werden, die entsprechende Zielgruppe erreicht. Gerade ältere Menschen finden Englisch eher abschreckend. Das Mitglied soll sich wohl, verstanden und aufgehoben fühlen; bei einer Sprachbarriere ist dies kaum möglich. Auf der anderen Seite sind die affinen Sportler sehr schnell von gesundheitsorientierten Kursbezeichnungen gelangweilt und nutzen lieber Wörter wie „WOD“ (Workout Of The Day), „AMRAP“ (As Many Rounds/Reps As Possible), und „EMOM“ (Each Minute On the Minute).

Auch in diesem Fall sollten die Clubverantwortlichen in der Lage sein, adäquat zu antworten und den Mitgliedern zu geben, was sie wollen.

 

Merke: Zuerst gilt es, die eigene Zielgruppe genau zu kennen, um dann für sie das perfekte Produkt entwerfen zu können!

Festlegung der Trainingsformate

 

Der zweite Schritt sollte nach der Zielgruppendefinition die Festlegung der geplanten Trainingsformate sein. Studiobetreiber müssen also entscheiden, wie das Functional Training angeboten werden soll. Folgende Möglichkeiten sind denkbar:

  1. Functional Training im Groupfitnessbereich
  2. High-Quality-Small-Group-Training
  3. Personal Training

Welches dieser Formate für das jeweilige Studio geeignet ist, lässt sich durch die unten aufgezählten Fragen ganz einfach beantworten. Über allem steht immer die Frage: Was soll durch das Angebot Functional Training eigentlich erreicht werden?

  • Ist es das Ziel, Abwechslung zu bieten?
  • Sollen die ausgelasteten Bereiche entlastet werden?
  • Sollen neue Zielgruppen erschlossen werden?
  • Ist es die Absicht, individuellere Beratung anzubieten?
  • Ist es der Wunsch, das Studio gleichmäßiger auszulasten?

Aus diesen Antworten lässt sich schon im Vorfeld eine hervorragende interne Positionierung vornehmen. Je präziser die Antworten formuliert und ausgearbeitet sind, desto besser kann darauf aufgebaut werden.

  1. Functional Training im Groupfitnessbereich

Wenn der Wunsch die Entlastung des überlasteten Kursraumes ist, bietet sich das Functional Training als hervorragende Alternative an. Hierbei spielt es übrigens keine Rolle, ob der Kurs nun „Athletic Training“ heißt oder „Funktionales Rückentraining“. Warum? Anscheinend lieben Ihre Kunden die Kursform „Groupfitness“ als solche. Sie mögen also Abwechslung, die Interaktion in der Gruppe und die Betreuung durch einen Trainer, der die Qualität bei den auszuführenden Bewegungen sicherstellt. Auch die hohe Trainingsvariabilität sowie die Untermalung durch Musik ist ein Thema. Folgende Vorteile bietet also diese Form der Groupfitness außerhalb des Kursraumes auf der Trainingsfläche:

  • große Anzahl an Trainierenden auf kleinem Raum (Entlastung der Kraftmaschinen und des Kursraumes),
  • effiziente Nutzung der vorhandenen Trainingsmittel und Bedingungen,
  • gute Coachingmöglichkeit durch die Trainer,
  • gewohnte Kursform und somit geringe Schwellenängste der Teilnehmer,
  • neue Kursteilnehmer, wie z.B. Kraftsportler, die ansonsten eher auf der Trainingsfläche trainieren, können gewonnen werden (Förderung der Gemeinschaft),
  • hoher Motivationsfaktor durch Gruppendynamik,
  • hoher Spaßfaktor,
  • die Kunden arbeiten als Multiplikator.

 

  1. High-Quality-Small-Group-Training

Laut einer Umfrage (NASM) empfinden Mitglieder das Training in einer Kleingruppe ebenso qualitativ hochwertig wie das absolute 1:1-Personal-Training. Hinter dieser Form des Kleingruppentrainings verbergen sich also ungeahnte Möglichkeiten für sämtliche Zielgruppen Ihres Studios. Durch die Bündelung der Teilnehmer können Sie ein hochqualitatives Angebot erzeugen, welches nur einen Bruchteil des Personal Trainings kostet und nahezu dieselben Effekte beim Kunden hervorruft. Folgende Vorteile ergeben sich:

  • hochwertige Betreuung,
  • individuelle Anpassung der Übungen, verschiedene Leistungslevel können in einer Gruppe trainieren,
  • hoher Aufmerksamkeitsfaktor pro Teilnehmer,
  • hohe Motivation,
  • überdurchschnittliche Erfolgserlebnisse und dadurch hoher intrinsischer Motivationsfaktor,
  • erhöhte Kontaktzahlen pro Woche,
  • Kunden arbeiten als Multiplikator,
  • bis zu 60% preiswerter als ein Personal Training (je nach Gruppengröße).

 

  1. Personal Training

Personal Training ist nach wie vor die exklusivste und effektivste Form des Trainings. Es ist individuell und in höchstem Maß variabel. Sie schaffen mit der Durchführung von Personal Training auf der Fläche aber auch neue Bedürfnisse. Das klassische „Will-ich-auch-Gefühl“ wirkt! Auch wenn sich ein Teil der Kunden das Personal Training nicht leisten will oder kann, so erregt der Personal Trainer, der mit dem Kunden die besonderen Übungen durchführt, Aufmerksamkeit. Die Vorteile des Personal Trainings:

  • höchster Aufmerksamkeitsfaktor,
  • zeitliche Flexibilität,
  • noch mehr Spaß und Motivation,
  • positive Aufladung der Trainerkompetenz,
  • höchste Trainingserfolge,
  • Kunden arbeiten als Multiplikator.

Es ist vollkommen egal, welche Art des Trainings schlussendlich für Ihr Studio das perfekte Angebot ist. Am Ende kommt es auf den Trainer und seine Fähigkeiten an; diese spalten sich in methodische und soziale Kompetenz. Neben dem Wissen über die Anatomie und Trainingslehre muss er die Fähigkeit besitzen, sich in die Mitglieder hineinzuversetzen und zu verstehen, welche Bedürfnisse vorhanden sind und wie er sie mit seinem Training am besten decken kann. Neben der Grundausbildung sollte der Trainer also Fähigkeiten in Methodik und Didaktik besitzen sowie sein Wissen mit Corrective Exercises vervollständigt haben – egal, ob er als Groupfitnesstrainer oder Personal Trainer tätig ist.

Eine große, internationale Fitnesskette geht als erste offiziell einen ganz neuen Weg. Nach Jahren der Suche nach den Trainern mit der höchsten Fachkompetenz, macht sich Equinox nun auf die Suche nach „Stagern“. Das sind Menschen, die es mit ihren sozialen Skills schaffen, eine Gruppe zu überzeugen und diese in ihren Bann zu ziehen.

 

Anmerkung: DIese Vorgehensweise halte ich für kleine Unternehmen für schwierig, da die nicht vorhandene Fachkompetenz zu wirtschaftlichen Engpässen führen könnte, wenn eben keine geeignete Anzahl von kompetenten Trainern vor Ort ist. Auf der anderen Seite ist es an der Zeit ein „anderes, alternatives Auswahlverfahren fernab spießiger Bewerbungsszenarien zu probieren. Lizenzen, Studiengänge und große Namen für kleine Ausbildungen sind vor Menschen nichts wert und reichen bei weitem nicht aus, um erfolgreich zu sein. Ein Sportwissenschaftler kann sehr wohl in einem Labor für die Forschung arbeiten, wenn er ein Nerd ist, allerdings hat vielleicht so eine qualifizierte Person im Studio als Trainer nichts verloren, selbst wenn er fachlich höher qualifiziert ist. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ich behaupte, dass jeder Betreiber diese Probleme schon einmal in einem Mitarbeiter vorgefunden hat und somit genau weiß, wovon ich spreche!

Wenn Sie weitere Fragen zu einem alternativen Auswahlverfahren haben oder ich sie als Coach und Consultant in diesen Fragen oder bei Bewerbungen vor Ort beraten darf, freue ich mich auf ihre Nachricht unter info@boutique-gym.de

Marc Rohde

Elbsprint | Urban Training

Laut der Markt-Aktivitäten-Reichweiten-Studie (M-A-R-S) 2014/15 sind die Erwartungen von Mitgliedern an ein gutes Fitnessstudio mit über 54,2% an gute Trainingsanleitung bzw. gute Trainer geknüpft. Schon allein deswegen sollten Clubbetreiber großen Wert auf die kontinuierliche Fortbildung der Trainer legen. Nur durch gut geschulte Mitarbeiter ist es in Zukunft möglich, die immer stärker umworbenen Mitglieder langfristig an das Studio zu binden. Durch qualifizierte Trainer wird Folgendes erreicht:

  • Gut ausgebildete Trainer unterstützen die Gesundheit der Mitglieder.
  • Es gibt dem Trainer die Möglichkeit, zu einer Persönlichkeit zu reifen.
  • Gute und motivierte Trainer sichern den langfristigen Erfolg und erhöhen die Kundenbindung.
  • Immer mehr Studios werden für die Mitglieder zu einem Ort, an dem man nicht nur trainiert, sondern Freunde trifft. Stichwort „Socializing“.
  • Trainer werden als Kompetenz aufgebaut und „führen“ ihre Mitglieder durch das Studio.
  • Gut ausgebildete Trainer sind in der Lage, eine komplette Kursstruktur zu entwickeln und ohne externe Mehrkosten diesen Bereich zu entwickeln und zu leiten.
  • Gute Trainer wirken extrem authentisch und stärken die Marke des Studios.
  • Gute Trainer sind authentisch und Spezialisten auf ihrem Gebiet.

 

Fazit

Wenn Sie – aufbauend auf den Ergebnissen einer Zielgruppenanalyse – ein Produkt entwerfen, welches für Ihre Kursstrukturen einsetzbar ist, und Sie zudem Wert auf die Fortbildung Ihrer Trainer legen sowie eine modulare Kursstruktur einführen, steht dem Erfolg Ihres funktionellen Trainingsbereichs nichts mehr im Wege.

Viel Erfolg – und noch wichtiger: viel Spaß!

Best Ager – Zielgruppe mit hohem Zukunftspotenzial

Best Ager – Zielgruppe mit hohem Zukunftspotenzial

Damit klar ist, worum es in diesem Artikel geht, helfen vorweg ein paar Fakten: Die Generation 50+ macht mittlerweile ein Drittel der europäischen Bevölkerung aus. Sie legt Wert auf Gesundheit und interessiert sich für das digitale Zeitalter. Über 40 Prozent der Generation lieben Sport und betreiben diesen mindestens einmal pro Woche. Und sie suchen Angebote. Individuelle Angebote. Auf höchstem Niveau. Eine Boutique-Gym Nische? Nach diesem Artikel wissen sie mehr. Ganz sicher!1

Um die „Best Consumer“ noch prägnanter zu beschreiben, möchte ich dies anhand eines Beispiels tun, nämlich anhand meines Vaters Martin: Er stellt den typischen aktiven Senior dar. Finanziell hat er die Ressourcen, sein Leben in vollen Zügen zu genießen und zu entscheiden, womit er seine Zeit verbringt. Mein Vater liebt Sport. Er fährt zwei- bis dreimal pro Woche Rennrad, macht funktionelles Training, um seine sportlichen Leistungen zu verbessern, geht einmal in der Woche laufen und seine Klimmzüge werden auch immer besser. Er ist 69 Jahre alt, trinkt nicht und raucht nicht mehr und ernährt sich mittlerweile überwiegend vegetarisch. Er vermeidet Einfachzucker aller Art und kennt sich in Sachen gesunder Ernährung bestens aus.

Warum er das alles macht? Nicht, weil er es muss, sondern ganz einfach nur, weil es ihm Spaß macht. Zitat meines Vaters: „Ich weiß noch nicht mal, ob ich älter werde als die, die keinen Sport machen, aber hoffentlich kann ich mich bis zum letzten Tag selbst versorgen, meine Zeit bis zuletzt in vollen Zügen genießen und sie damit verbringen, worauf ich am meisten Lust habe.“

Und da sind wir auch schon bei der Antwort auf die Frage, warum die Generation 50+ Sport treibt und als Zielgruppe höchst interessant für den Fitnessmarkt ist. Diese Gruppe wird in den nächsten 20 bis 30 Jahren immer weiterwachsen und ist mit ihren finanziellen Möglichkeiten (siehe Abbildung) eine sehr interessante und lukrative Zielgruppe für Fitnessclubs.

Wie verhält sich die Zielgruppe?

Sie wählt ihr Umfeld mit Bedacht und umgibt sich dort gerne mit nachhaltigen Konzepten, Produkten und Dienstleistungen. Neben der Möglichkeit, den Sport indoor in einem Studio durchzuführen, ist sie für Zusatzangebote offen. Für Betreiber von Fitnessanlagen besonders interessant ist die Tatsache, dass diese Zielgruppe bereit ist, Bedürfnisse zu entwickeln, von denen sie vorher noch gar nicht wusste, dass sie diese hat.

Die Frequenz ihrer Besuche ist hoch – besonders am Vormittag – und sollte in diesem Rahmen gefördert und ausgebaut werden. Allerdings nicht nur mit therapeutischen Kursen und entsprechenden Bezeichnungen („Gesunder Rücken“, „Osteoporose Fit“, „Diabetes Gruppe“, etc.), sondern mit Kursen, die auf ein langes, aktives Leben vorbereiten, herausfordernd sind und die Fitness verbessern.

Die Best Ager bilden die Gruppe der treusten Kunden mit den wenigsten Buchungsrückläufern bzw. offenen Rechnungen. Gerne bringen sie bei persönlichem Erfolg und angenehmen Rahmenbedingungen Freunde und Familie mit in ihr Studio oder erzählen bei anderen Freizeitaktivitäten von ihrem tollen Trainer oder dem Kurs. Clubs können sich die offene und ehrliche Art der Kommunikation der Zielgruppe 50+ sehr wohl zunutze machen.

 

Wofür gibt die Zielgruppe ihr Geld aus?

Hoch im Kurs stehen Freizeitangebote, die zur Zielgruppe passen, Reisen, Mode, Ernährung sowie Investitionen in die Gesundheit allgemein. Prävention und alles unter dem Motto „Fit werden und bleiben“ ist den 50- bis 75-Jährigen wichtig und viel wert. Dabei spielt es keine Rolle mehr, ob sie Online- oder Offline-Angebote wahrnehmen. Die Zielgruppe ist mittlerweile in beiden Welten zu Hause. Um den Bogen zurück in die Fitnesswelt zu spannen: Barrierefreiheit und Bedienungsfreundlichkeit der Geräte und Konsolen stehen ebenso hoch im Kurs wie der Service und die Qualität der Betreuung.

Demografischer Wandel

Im Jahr 2050 werden die 65-Jährigen und älter die zahlenmäßig größte Altersgruppe darstellen. Ihr Bevölkerungsanteil steigt dann auf knapp 30 Prozent (ca. 30 Millionen). Zum Vergleich: 1960 lag der Anteil noch bei 10 Prozent. Aufgrund ihrer steigenden Zahl wird den Erwartungen der Generation 50+ ein immer größeres Gewicht beigemessen. Das rechtfertigt eine genauere Betrachtung der Silver Economy auch im Bereich Fitness und Gesundheit.

Die Märkte werden sich in den nächsten Jahren stark zugunsten älterer Verbraucher verändern müssen. Bei vielen Produktgruppen ist bereits heute fast die Hälfte aller Käufer 50+. Markterfolge werden immer mehr durch altersgerechte Produkte entschieden; sie werden uns deshalb in Zukunft immer häufiger begegnen. Besonders interessant: Aufgrund des generationsübergreifenden funktionalen Designs werden wir diese Art von Produkten häufig gar nicht als solche wahrnehmen.

 

Markenmacher müssen umdenken

In der Marketing- und Werbepraxis ist die Erkenntnis, dass „Best Consumer“ in der Kommunikation nicht vernachlässigt werden dürfen, bisher jedoch noch nicht ausreichend angekommen und umgesetzt. Laut einer Studie3 haben beispielsweise 65 Prozent aller 50- bis 59-Jährigen den Eindruck, dass sie als Zielgruppe von den Unternehmen nicht ausreichend gewürdigt werden. Auf die Frage nach den Gründen für diesen Eindruck kritisiert die Mehrheit, dass das Marketing nur selten ihr Lebensgefühl trifft. Ältere Menschen würden in der Werbung überwiegend nach althergebrachten Klischees dargestellt, die der Realität kaum mehr entsprechen. Mit diesem Blick auf diese Zielgruppe hilft es, in der Zukunft umzudenken und dazuzulernen.

Die Generation 50+ ist übrigens sehr erfahren im Umgang mit Medien, bestens informiert und weniger gutgläubig, als man landläufig glaubt. Man erreicht sie vor allem mit Werbebotschaften, die eines sind: authentisch und ehrlich.

Gesundheit“ ist das große Thema der 50- bis 75-jährigen Europäer im Allgemeinen. Möglichst lange gesund zu bleiben, hoffen sowohl die unter 35-Jährigen als auch die 60- bis 75-Jährigen. Mit steigendem Alter kommt das immer deutlicher zum Ausdruck. Für über 85 Prozent der Generation 50+ in Europa ist „Gesundheit“ der größte Wunsch.

 

Gesundheit auf allen Ebenen

Ihre Gesundheit lassen sie sich etwas kosten! Das Budget der Generation 50+ liegt gleichauf mit dem für Kleidung oder größere Anschaffungen.4 Neben Vorsorge und Therapie im eigentlichen Sinn achtet die Generation 50+ auch sehr bewusst auf gesundheitliche Auswirkungen ihres täglichen Konsums. Mehrere europäische Studien belegen, dass mehr als die Hälfte der Käufer von Körperpflegeprodukten, Mineralwasser und probiotisch angereicherten Joghurts aus dieser Altersgruppe stammt. Vor allem dank der Generation 50+ zählen funktionelle Nahrungsmittel mittlerweile zu den Wachstumsmotoren der Lebensmittelbranche. Nicht umsonst wird sie „Best Consumer“ genannt. Es gilt nun, sein Studio in puncto Hard Skills und Soft Skills darauf vorzubereiten. Es spricht vieles dafür, die Mitglieder dieser Gruppe zu pflegen und auszubauen.

Warum ist die Zielgruppe 50+ so interessant?

  1. Sie lässt überdurchschnittlich viel Geld im Studio, wenn die richtigen Angebote dafür vorhanden sind.
  2. Sie sorgt für eine familiäre Atmosphäre.
  3. Sie übernimmt Verantwortung.
  4. Sie ist ein zuverlässiger Beitragszahler.
  5. Sie agiert als „lebende Werbemaßnahme“ und bringt Familienmitglieder, Freunde und Bekannte mit.
  6. Sie ist der treueste Kunde, wenn sie richtig betreut wird.

 

Tipps, wie Clubbetreiber Best Ager gewinnen können:

Sprechen Sie die Sprache der Zielgruppe

Sprechen Sie die Sprache der Zielgruppe. Damit ist gemeint, dass Anglizismen in den zielgerichteten Kursen ein wenig einzudämmen sind und die Bedürfnisse und Wünsche in den Kursbezeichnungen die Zielgruppe ansprechen sollten.

Nutzen Sie die Bildsprache

Ändern Sie die Bildsprache in Ihren Kampagnen. 20-jährige Sportmodels und Muskelmänner ziehen diese Zielgruppe nicht an. Zeigen Sie auf, wer Ihre Zielgruppe sein soll!

Legen Sie Wert auf eine fundierte Ausbildung Ihrer Trainer

Die Trainer müssen auf die Zielgruppe vorbereitet sein und spezifischer ausgebildet werden, z.B. zum Thema „Diabetes“. Aktuell sind etwa 6,7 Millionen Menschen (alle Altersgruppen) in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt (hinzukommen ca. 2 Millionen, bei denen es bisher noch nicht diagnostiziert wurde).5 Allein in der Altersgruppe der 55- bis 74-Jährigen steigt laut wissenschaftlicher Vorhersage die Anzahl der Diabeteserkrankungen im Jahr 2010 von 2,4 Millionen bis 2030 auf ca. 3,9 Millionen Personen.2

Bieten Sie Angebote mit Zielvorgaben

Bieten Sie zielgerichtete Angebote (Skifahren, Golfworkout, Rennrad- und Triathlontraining …) und zeitlich begrenzte Kurse von 8 bis 10 Wochen mit einer Zielvorgabe. Die Best Ager werden immer zielgerichteter und das Ziel „zwei bis drei Kilo abnehmen“ reicht schon lange nicht mehr aus.

Überdenken Sie Ihre Kursbezeichnungen

Gehen Sie weg von Kursnamen wie „Seniorenfit“ hin zu „Golden Power“. Entwickeln Sie Namen, die positiv belegt sind, und setzen Sie diese auch mutig ein.

Nehmen Sie die Zielgruppe ernst

Wenn Sie die Zielgruppe ernst nehmen, werden auch Sie mit Ihrem ehrlichen Bestreben und Ihrem echten Interesse von ihr ernst genommen.

Setzen Sie auf Workshops und Ernährungsberatung

Gehen Sie weg vom Aufzählen aller Krankheiten und motivieren Sie die Zielgruppe 50+ zu einer aktiven Lebensführung unter „besonderen Umständen“. Mit Workshops zu zielgruppenrelevanten Themen durch speziell Ausgebildete schaffen Sie Vertrauen und signalisieren das Interesse an dieser Personengruppe.

Wer lesen kann ist klar im Vorteil

Verwenden Sie passende Schriftgrößen und gestalten Sie Ihre Aushänge und Kurspläne in ausreichend großer Schrift, damit sie auch ohne Brille gut lesbar sind.

Warum sind die Hanteln bunt?

Viele Trainierende fragen sich, warum die Hanteln unterschiedliche Farben haben. Dieser „Farbcode“ hilft den älteren Menschen, sich ohne Brille im Kursraum zurechtzufinden. Im besten Fall sind die Codes im Kurs- und Trainingsbereich übereinstimmend. Aus diesem Grund macht es auch Sinn, beide Systeme vom selben Hersteller zu kaufen.

Messbare Erfolge

Im Fokus der Best Ager ist häufig die „Gesundheit“ das bestimmende Thema und der Motivator. Die Körperfettmessung sollte z.B. um die HRV- und Stressmessung ergänzt werden. Ganzheitliche Ansätze und Testings sollten aufgenommen werden, um das Training und die Fortschritte zu dokumentieren.

Easy to use

Der Einsatz von leicht verstellbaren Gewichtsblöcken anstatt Plate-Loaded-Geräten ist zwingend. Niemand möchte Gewichtsplatten schleppen und diese auf- und abstecken. Ein Bereich mit komfortabel und einhändig zu bedienenden Gewichtsblöcken sowie digitalem Zähler erleichtert die Bedienung und lenkt den Fokus auf das Training.

Google liebt sie – vielleicht

Wenn Sie im Internet von der Zielgruppe erreicht werden wollen, denken Sie an eine Optimierung Ihrer SEO-Begriffe. Schreiben Sie redaktionelle Beiträge für Zeitschriften oder Internetseiten über die Gründe Ihres Angebotes und wen Sie damit erreichen wollen.

Ad was ?

Schalten Sie Adwords-Kampagnen auf Facebook. Andere Social-Media-Kanäle werden von dieser Zielgruppe eher nicht beachtet.

Fazit

Nicht weil sie muss, sondern weil sie will, ist diese Zielgruppe so aktiv. Sie ist fester Bestandteil der Gesellschaft und wird zahlenmäßig immer größer. Der alte, gebrechliche Rentner ist bereits lange Geschichte. Diese Gruppe an aktiven Menschen möchte gerne eine ebenso ehrliche wie auf Augenhöhe angesiedelte Angebotspalette vorfinden und nicht aufs Abstellgleis geschoben werden. Individuelle Angebote, Qualität und Ehrlichkeit sichern Ihnen diese Kundenzielgruppe. Es wird Zeit, sie voll zu integrieren und ein umfangreiches Feld an Best-Ager-Angeboten zu schaffen. Sie wird es Ihnen danken.

Marc Rohde

Marc Rohde ist Gründer der Elbsprint – Urban Sports |Coaching | Consulting. Zudem ist er Life Fitness Academy Senior Master Trainer, Business Coach Punk.

Infos: www.elbsprint.de; www.businesscoachpunk.com; www.marc-rohde.de

 

Literaturverzeichnis:

1 Studie Commerz Finanz GmbH in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen BIPE

 

2 Heidemann C, Du Y, Scheidt-Nave C (2011) Diabetes mellitus in Deutschland. GBE kompakt 2(3). Robert Koch-Institut (Hrsg), Berlin. www.rki.de/gbe-kompakt (Stand: 13.07.2015)

Brinks R, Tamayo T, Kowall B et al. (2012) Prevalence of type 2 diabetes in Germany in 2040: Estimates from an epidemiological model. Eur J Epidemiol 27(10):791 to 797

Schipf S, Werner A, Tamayo T et al. (2012) Regional differences in the prevalence of known Type 2 diabetes mellitus in 45 to 74 years old individuals: Results from six population-based studies in Germany (DIAB-CORE Consortium). Diabet Med. 29(7):e88 to e95

3 Gemeinschaftsstudie Zeitreise von der A.GE – Agentur für Generationenmarketing  und der rtv media group GmbH

4 Quelle: Eurostat

5 Quelle: Aktueller Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2018

 

Foto: LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

Warum sind Boutique Studios so erfolgreich? Teil 1/2

Warum sind Boutique Studios so erfolgreich? Teil 1/2

Erfolgreiche Konzepte im Markt, Teil 1

 

Warum sind Boutique Gyms so erfolgreich? Was sind Boutique Studios eigentlich? Auf jeden Fall sind es keine „eierlegende Wollmilchsau“-Tempel. Hier gibt es nicht fünf Kursräume, Schwimmbad, Cardio- und Kraftgeräte, Yogamatten, Kletterwände, Wellnessbereich, Functional Area, Kraftbereich, Squash- und Badmintoncourts und eine Cafeteria auf 10.000 m2. Boutique Studios sind genau das Gegenteil: absolute Profis in ein, maximal zwei Spezialbereichen.

Konzepte wie SoulCycle, CrossFit, Barrys Bootcamp, Orange Theory und Touchstone Climbing haben sich international einen Namen gemacht. Der europäische Markt ist geprägt von Boutique Studios wie zum Beispiel Urban Heros, Bodystreet, 25 Minutes, Mrs.Sporty, Calorie Coach und PT-Lounges. Eines haben alle gemeinsam: Sie sind Spezialisten mit einer Gesamtfläche zwischen 100 und 300 m2. Sie alle haben einen extrem hohen Community-Charakter und hohe Erfolgsquoten. Microstudios – wie Boutique Studios auch genannt werden – sind deutlich exklusiver als „normale“ Fitnessclubs und zeichnen sich durch ihre Serviceleistungen aus.

Persönlichkeit hat ihren Preis

Boutique Studios sind zwar klein, ein entscheidender Pluspunkt ist jedoch der Faktor Persönlichkeit. Die Kurse sind nicht so voll wie in anderen Studios. Dies ermöglicht den Trainern und auch den Kunden, sich untereinander besser kennenzulernen. Dadurch entstehen intensivere Kontakte, die Trainer erfahren mehr über die Bedürfnisse des Kunden und können so eine präzisere Trainingssteuerung durchführen. Kundenbedürfnisse werden früher erkannt und individuelle Vorlieben und Ziele können leichter umgesetzt werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Betreuungsqualität steigt – und das in jeder Trainingseinheit. Aufgrund dieser intensiveren und persönlicheren Betreuung sind Boutique Studios, verglichen mit normalen Clubs, wesentlich teurer.

Warum sind Boutique Studios so erfolgreich?

 

Spezialisierung

Wie schon erwähnt, sind Boutique Studios Spezialisten auf ihrem Gebiet. Zumeist sind die Trainer fest angestellt und in ihrem Fachbereich überdurchschnittlich aus- und weitergebildet. Durch die Spezialisierung unterscheiden sich die Angebote und Workouts der jeweiligen Anbieter extrem. Das Portfolio reicht von Dance-Classes, Spinning, Kickboxing, MMA oder Yoga und EMS bis hin zu Functional Training. Trainierende, die gerne mehrere Workouts zur Auswahl hätten, müssten mehrere Boutique Studios besuchen – ein Vorteil für Betreiber , denn hier liegt die Chance, zusätzliche Gewinne zu generieren!

Zusätzliche Services

 

Neben dem Training sorgen viele Boutique Studios mit ungewöhnlichen Services für einen bisher so nicht gekannten Mehrwert. Viele Kurse beispielsweise beginnen schon um 6 Uhr morgens. Ein kostenloser Handtuchservice gehört oft ebenso dazu wie das „Grab-and-Go-Lunch“, sodass sich die Mitglieder um die Nahrungsaufnahme nach dem Training keine Sorgen machen müssen. Oder wie wäre es mit einer Einheit Business-Coaching oder einer Sitzung mit einem Motivationstrainer? Diese Services werden teilweise genauso angeboten wie das Hemdenbügeln. Natürlich sind viele dieser exklusiven Services nur gegen Aufpreis erhältlich, sodass der Monatsbeitrag schnell über den eines klassischen Premiumclubs ansteigt.

Boutique Studios sind trendy

 

Boutique Studios sind vergleichbar mit der Geschäftsidee von Modeboutiquen; die Ausrichtung ist ebenfalls stark an der aktuellen Mode orientiert. Nur dass die „Mode“ in diesem Fall eben die sportlichen Trends sind. Wie das Vorbild der Modeboutiquen, sind die Studios klein und individuell. Veränderungen des Marktes und Anpassungen können aufgrund der Größe schnell umgesetzt werden. Ein kleines Team gewährleistet hohe Authentizität und Identifizierung. Der Chef lebt seine Überzeugung und wirkt extrem authentisch auf die Mitglieder, weil er selbst häufig vor Ort ist.

Apropos Mode: Pauschal kann man sagen, dass Mode ein Gefühl von Zugehörigkeit gibt. Wir bekennen uns mit der Mode zu bestimmten sozialen Gruppen. In der immer größer werdenden Anonymität des Alltags hilft es uns auch bei der Orientierung und Ausrichtung unserer Werte und Ziele.

Nehmen wir das Beispiel der CrossFit-Community. Neben der Tatsache, dass die Clubs dort „Boxen“ heißen und einige Workouts Frauennamen haben, tragen die Männer dort Kniestrümpfe, jeder will Gymnastik machen und Beweglichkeit/Mobility ist cool. Um das möglichst optimal durchführen zu können, gibt es spezielle Schuhe für unterschiedliche Trainingsarten und eigene Kollektionen – und das weltweit. Um den Namen „CrossFit“ verwenden zu dürfen, zahlen Betreiber mehrere Tausend Dollar pro Jahr und schon sind sie Bestandteil der Community.

Was steckt dahinter? Durch eigens gebrandete Kleidung und Marken von und für die Member von Boutique Studios wird die Mitgliedschaft zu einer Art Statussymbol für einen gesunden Lifestyle. Die anderen Mitglieder avancieren zu Freunden und der Weg zum Training wird ein bisschen wie „nach Hause gehen“. Und dafür sind die Mitglieder bereit, 15 und 30 Euro pro Trainingseinheit zu zahlen (siehe auch Kasten „Zahlen und Fakten“).

Was machen Boutique Studios anders?

Jeder Betreiber eines Fitnessclubs oder eines Boutique Studios hat eine präzise Vorstellung davon, wie er sein Unternehmen gestalten will. Um mehr Klarheit zu bekommen, lohnt es sich, die momentane Marktsituation (pro Monat) anzuschauen:

  • Preis in Discountstudios: 4,90–19,99 Euro
  • Preis in Studios im mittleren Preissegment: 20–34,99 Euro
  • Preis in Studios im sogenannten Mid Sector: 30–49,90 Euro
  • Preis in Premiumstudios: 50–99 Euro
  • Preis in sogenannten Platinumclubs: mehr als 100 Euro.

Aus den bisherigen Marktanalysen kann man sagen, dass das klassische Boutique Studio weder zum niedrigen noch zum mittleren Preissegment passt. Im deutschen Markt sind Boutique Studios im Umfeld der Premium- und Platinumclubs angesiedelt.

 

Warum sind Boutique Studios so erfolgreich?

 

Die alles entscheidende Frage ist: Warum haben Boutique Studios – mit ihrem überschaubarem Angebot und obwohl sie mitunter 10- bis 20-mal weniger Platz als klassische Fitnessanlagen haben – Erfolg? Die folgenden Punkte zeigen, warum. Boutique Studios haben den Antrieb,

  • jedes einzelne Training zu einem Erlebnis zu machen,
  • aus einzelnen Teilnehmern eine Community zu kreieren,
  • aus jedem Sportler stets das Beste rauszuholen,die Trainer ständig fortzubilden und Neues zu lernen.

Anhand der Fakten lässt sich nicht wirklich herausfinden, warum diese Boutique Studios so erfolgreich sind. Ich glaube, die Fitnessindustrie muss anfangen, die Sache von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten. Was sind die wirklich entscheidenden Erfolgsfaktoren? Was reizt ein Mitglied wirklich? Seit vielen Jahren liegt der Fokus extrem auf den Workout-Inhalten, neuen Herangehensweisen, neuen Technologien, neuen Maschinen, Elektronik und Apps. Die Wahrheit dürfte aber in Anbetracht der erfolgreichen Zahlen der Boutique Studios (siehe Kasten „Zahlen und Fakten“) eine andere sein. Vielleicht kommt es gar nicht ausschließlich auf die Erfahrung während des Workouts an, sondern auch auf die Momente dazwischen – die Zeit zwischen den Trainingseinheiten. Es geht um Erlebnisse und Erfahrungen beim Training und darum, was man nach dem Workout spürt und fühlt. Je wertvoller das Mitglied die gemachten Erfahrungen einschätzt, umso wahrscheinlicher ist es, dass es dieses Erlebnis wiederholen möchte. Clubbetreiber, die von Mitgliedern nach dem Training Folgendes gesagt bekommen, sind auf einem guten Weg:

  • „Wow, das war anders …!“
  • „Die Einheit war super, wann können wir das nächste Mal trainieren?“
  • „Neben dem Workout habe ich auch echt etwas Neues dazugelernt.“
  • „Hey, können wir noch ein Foto zusammen für Instagram machen?“
  • „Der Trainer hat genau gewusst, was ich wollte …!“
  • „Ich habe mich total wohl gefühlt!“
  • „Das ist mein Ding, das will ich auch!“

Um erfolgreich zu sein, muss man sehr spitze Angebote erstellen. Einige Boutique Studios haben damit große Erfolge, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Zeiteffizientes Training für Frauen

Mrs.Sporty in Deutschland und Italien, Vivafit in Portugal, Spanien, Indien und Dubai sowie Hart for her in Holland und Lady Moving in Frankreich zeigen, wie erfolgreich man sein kann.
  • Zeiteffektives Training

EMS-Ketten wie die Electro-Body in Spanien, 25 Minutes, PT Lounge oder Bodystreet in D/CH sind sehr erfolgreich und die Zahl steigt stetig.

Nischen Anbieter

Das Konzept „Fit 20“ ist mit 53 Studios in Holland sehr erfolgreich. Hier kann in Straßenkleidung trainiert werden. Die Workouts dauern nur 20 Minuten.

Angebot auf Bedürfnisse der Zielgruppe ausrichten

 

Kreieren Sie eine mitreißende Geschichte und schneidern Sie diese der Zielgruppe genau auf den „sportlichen Leib“. Das muss nicht unbedingt durch den Inhalt der jeweiligen Stunde passieren, wie das Beispiel SoulCycle beweist. Hier bucht man als Kunde eher die Persönlichkeit des Trainers als die Class an sich. Hier werden die Kurse so benannt wie der Coach, der sie unterrichtet. Wenn Mitglieder auf den Stundenplan klicken, sehen sie das persönliche Profil des Trainers inklusive dessen Historie, seiner aktuellen Musikauswahl sowie Kontaktmöglichkeiten. Hier stehen eindeutig der Trainer und seine Qualifikation im Mittelpunkt.

Eine weitere vielversprechende Möglichkeit ohne Trainerbindung ist ein High-Quality-Programming: Hier werden die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Spinning-Fans präzise bedient. Es reicht heute nicht mehr, eine Cycling-Stunde mit dem Level 1, 2 und 3 zu versehen. Spezifische Inhalte mit klangvollen, emotionalen Namen ziehen an. Gerade Fitnessfans möchten präziser wissen, was sich dahinter verbirgt. „12 Hill Sprints“, „Fast and Furious“, „Leg Burn“ usw. sind Beispiele für mögliche Kursnamen.

Old Book, New Cover

Ebenso empfehlenswert ist es, eine neue Geschichte zu erfinden bzw. eine alte weiterzuentwickeln. Als perfektes Beispiel hierfür dient Soul Bands. Das Konzept: Über den Bikes hängen jeweils zwei Bänder von der Decke herab. Cycling wird mit einem Oberkörperworkout kombiniert. Ob man das braucht? Das entscheiden die Mitglieder und der Erfolg.

Die Bedeutung einer Community

Eine Club-Community aufzubauen ist von großer Bedeutung. Dabei meine ich nicht eine Gruppe Menschen, die sich zum BBP-Kurs treffen. Es geht um eine Gruppe von Enthusiasten, die zusammenkommen, um etwas zu erleben.

Helfen Sie Ihren Mitgliedern, dass sie sich als Teil des „großen Ganzen“ fühlen können. Geben Sie ihnen Identifikationsmöglichkeiten. Jeder Fitnesshype hat seine eigene Kleidung. In den 1980ern war es die Jane-Fonda-Optik, in den 1990ern waren es die Hip-Hop-Klamotten, später folgte der Zumba-Look und heute hat z.B. die CrossFit-Community ihren eigenen Look. Innerhalb der jeweiligen Gruppen und der Workouts steht die gegenseitige Motivation ganz oben. Es gibt keinen Verlierer, jeder wird von allen bis zum Schluss motiviert und unterstützt, sodass das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst.

Fazit

Boutique Gyms haben eines gemeinsam: die Ergebnisorientierung. Jedes Mitglied wird gefördert und extrem wertgeschätzt. Man wird immer mit Namen angesprochen, den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend individuell gecoacht und es werden Lösungen und Optimierungen in der Trainingsroutine eingebaut. Die Community schweißt zusammen und die Trainingserlebnisse motivieren die Teilnehmer.

Marc Rohde